Will man Bad Iburg beschreiben, muss man ein wenig Acht geben, dass es nicht wie Märchenbuch-Kitsch klingt. Aber es hilft ja nichts: Auf einem Sporn des Teutoburger Waldes thront hoch über der Stadt Schloss Iburg, mehr als 1.000 Jahre alt, viele Jahrhunderte lang Residenz der Osnabrücker Bischöfe, Geburtsort einer Königin. Gen Osten und gen Westen erstrecken sich die bewaldeten Kämme des Teutoburger Waldes und im Süden überblicken Schlossherr und heutige Gäste die Weite des Münsterlandes. Kein Wunder also, dass sich hier zahlreiche Wander- und Radwege durch den Natur- und UNESCO Geopark TERRA.vita kreuzen. Zum Beispiel der Ahornweg, einer der beliebtesten Wanderwege des Osnabrücker Landes, die Hermannshöhen, einer der Top Trails of Germany, und die Grenzgängerroute Teuto-Ems, der Premiumradweg mit vier ADFC-Sternen, der auch in die benachbarten Regionen Münsterland und Ostwestfalen-Lippe führt.
Je genauer man in Bad Iburg ins Detail schaut, desto bezaubernder wird der Ort, der trotz seiner lediglich 12.000 Einwohner tatsächlich eine Stadt ist. Dieses Recht erhielt Bad Iburg 1959 wegen seiner besonderen historischen Bedeutung – eine Schlossführung, die zugleich auch eine Klosterführung ist, klärt darüber auf. Den Namenszusatz „Bad“ trägt der Kneipp-Kurort seit 1967 – das heißt aber nicht nur, dass es acht Wassertretstellen in Bad Iburg gibt, eine davon auch für Hunde. Vielmehr hat man die Lehren von Sebastian Kneipp während der vergangenen Jahre sehr gründlich neu entdeckt und zeitgemäß interpretiert, das heißt: Hier holt man sich mehr als kalte Füße, die beim Trocknen wohlig warm werden und gut durchblutet kribbeln. Es geht auch um Ernährung, heilkräftige Kräuter und vor allem um die Bewegung in der Natur. Dafür legte man ein paar aufregend neue Wege an.
Die Gesundheitspfade Wanderfit zum Beispiel, die man – so wie Pfarrer Kneipp es nahelegte – barfuß erwandert. Oder den landschaftlich reizvollen Wanderweg Kneipp-to-go. Und natürlich den Baumwipfelpfad, auf dem allerdings nicht das Vorwärtskommen im Vordergrund steht. Vielmehr geht es darum, die Natur in den Baumkronen des Waldkurparks in gut 30 Metern Höhe zu entdecken – ein tolles Erlebnis. Der Wipfelpfad war eines der spektakulären Projekte der Landesgartenschau 2018, ein weiteres war der Kneipp-Erlebnispark am Charlottensee unterhalb des Schlosses. An warmen Sommertagen ist der Park mit seinen Wasserspielen und Fontänen der beliebteste Treffpunkt der Stadt. Hier könnte man glatt die Zeit vergessen – wenn es da nicht das einzigartige Uhrenmuseum ganz in der Nähe gäbe. Ein Sammler zeigt hier, was er im Laufe von Jahrzehnten zusammentrug, darunter 100 Kuckucksuhren und 18 historische Turm-Uhren. Dass er eine davon auf dem Schrottplatz fand und andere Gemeindepfarrern abgeschwatzt hat, sind übrigens keine Märchen.
Ebenfalls ganz im Trend von "Kneipp 2.0" sind die Kursangebote fürs Waldbaden in Bad Iburg. Diesen Achtsamkeits-Trend konnte Kneipp zwar noch nicht kennen, er hätte ihn aber sicherlich gemocht. In Japan heißt dieses Bündel aus Achtsamkeits- und Entspannungsübungen „Shinrin Yoku“ und ist dort seit Jahrzehnten allgemein als probates Mittel gegen Stress und Bluthochdruck anerkannt. Wie es funktioniert, zeigen in bad Iburg ausgebildete Kursleiterinnen auf kurzen Wegen, für die man sich dennoch reichlich Zeit nehmen muss. Denn darauf kommt es an: Entschleunigung. Wer denkt, dass er schon sehr langsam unterwegs sei, nimmt noch ein bisschen Tempo raus – und öffnet seine Sinne für die Geräusche des Waldes, für seine Düfte und für seine Atmosphäre. Die positive Wirkung auf den Körper verursachen in erster Linie ätherische Öle der Bäume, die man wie von selbst einatmet. Für das Plus an innerer Ruhe und Gelassenheit sorgt die Atmosphäre des Waldes, die man möglichst entspannt genießen sollte.