OPER VON JAROMÍR WEINBERGER
Der Krieg muss den Krieg ernähren. Dieses gewissenlose, in seiner Einfachheit aber schlagende Prinzip, wurde von einer der markantesten Persönlichkeiten der europäischen Geschichte entwickelt: Wallenstein. Dass er auf dem Höhepunkt seiner Macht an dessen Sinn zu zweifeln begann, hat ihn möglicherweise das Leben gekostet. Nach Wallensteins Ermordung 1634 brauchte dieser unerbittliche Krieg noch weitere vierzehn Jahre, bis er schließlich 1648 mit dem Westfälischen Frieden in Osnabrück und Münster beendet wurde. Der tschechisch-jüdische Komponist Jaromír Weinberger hat über die letzten Monate des böhmischen Feldherrn eine Oper geschrieben, deren Libretto auf Friedrich Schillers berühmter Dramen-Trilogie basiert. Uraufgeführt wurde sie im November 1937 in Wien, wenige Monate vor dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland, um nach nur vier Vorstellungen von den Spielplänen zu verschwinden. Ein Jahr später emigrierte Weinberger nach Amerika. #1Kunst sei, so der Komponist, „das genaueste Instrument, den Gesundheitszustand der Gesellschaft zu messen.“ So knüpft Weinbergers musikalische Tragödie in ihrer Opulenz einerseits an die romantische Volksoper des 19. Jahrhunderts an und erklärt sich andererseits in ihrer Stoffwahl einer europäischen Kultur zugehörig, die auf den Idealen einer aufgeklärten und humanen Gesellschaft fußt. Vor dem Hintergrund der damaligen politischen Entwicklung Deutschlands keine Selbstverständlichkeit.#2