Die erinnerungskulturelle Debatte um Hans Georg Calmeyer aus journalistischer Perspektive - Reihe "Topografien des Terrors" Der Osnabrücker Jurist Hans Georg Calmeyer, war von 1941 bis 1944, während der deutschen Okkupation der Niederlande, Teil der deutschen Besatzungsverwaltung. Dort verantwortete er das Überleben, aber auch den Tod in den Niederlanden lebender Jüdinnen und Juden. Er entschied in „rassischen Zweifelsfällen“ über den Status „Arier“, „Jude“ oder „Mischling“. Davon hing das Leben der Betroffenen ab. Durch sein Handeln entgingen knapp 3.000 Verfolgte der Deportation. Zugleich hat er den Tod anderer Jüdinnen und Juden zu verantworten und sich am NS-Terror mitschuldig gemacht. Die historische Einordnung seines Handelns wird bis heute intensiv und kontrovers diskutiert.
Das Museumsquartier Osnabrück lädt zu einer öffentlichen Gesprächsveranstaltung mit dem Journalisten Rainer Lahmann-Lammert ein. Im Dialog mit dem Historiker und Kurator Dr. Thorsten Heese geht es um die Komplexität der Person Calmeyers und die Rolle der Medien in der Auseinandersetzung mit ihrer Deutung.
Rainer Lahmann-Lammert hat die erinnerungskulturelle Debatte um Calmeyer über viele Jahre journalistisch begleitet. Als Redakteur der Neuen Osnabrücker Zeitung berichtete er seit den 1990er Jahren über die späte öffentliche Aufmerksamkeit für Calmeyer, über seine posthume Ehrung durch Yad Vashem als „Gerechter unter den Völkern“ und die Verleihung der Justus-Möser-Medaille durch die Stadt Osnabrück. Zugleich dokumentierte Lahmann-Lammert aber auch die kritischen Stimmen, die auf die Ambivalenzen von Calmeyers Handeln hinwiesen.
Die Veranstaltung widmet sich nicht nur der Person Hans Georg Calmeyer, sondern richtet den Blick auch auf die Gegenwart: Wie wird Erinnerung gestaltet? Welche Verantwortung tragen Medien bei der Vermittlung von Geschichte? Und wie gehen wir mit Biografien um, die sich einer eindeutigen moralischen Bewertung entziehen?