lokale Friedensverständnisse in der postkolonialen Gegenwart
Was bedeutet Frieden im Zusammenhang von Flucht? Und inwiefern sind (post)koloniale Einflüsse relevant? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des Vortrags von Ulrike Krause und Nadine Segadlo von der Juniorprofessur für Flucht- und Flüchtlingsforschung der Universität Osnabrück*). Weltweit tragen Kriege und gewaltsame Konflikte zur Flucht vieler Menschen bei. Diese gewaltsamen Spannungen lassen sich nicht schlicht auf Machtfragen oder unterschiedliche politische Interessen zurückführen, sondern auch auf koloniale Historien und Politiken. Sowohl Fremdherrschaft als auch die langwierigen postkolonialen Folgen prägen Konfliktgeschehen, Fluchtbewegungen wie auch den auf humanitäre Hilfe ausgerichteten Schutz der Menschen. Postkoloniale Beziehungen beeinflussen über politische Entwicklungen hinaus unser Denken. In einer eurozentrischen Denkweise wird Frieden primär als Abwesenheit von Krieg ausgelegt, doch anhand sensibler Forschung mit geflüchteten Menschen in Kenia offenbaren sich vielmehr mannigfaltige Deutungen von Frieden, die deutlich über westliche Perspektiven hinausgehen. Sie deuten Frieden u.a. als soziale Gerechtigkeit, durch persönliche Beziehungen und in zukunftsorientierten Normvorstellungen. Mit dem Vortrag sollen die
Auseinandersetzungen mit Frieden im Jahr des 375-jährigen Friedensjubiläums in Osnabrück um (post)koloniale Perspektive erweitert werden.
*): Forschungsprojekt „Frauen, Flucht – und Frieden? Friedensfördernde Praktiken von Frauen in Flüchtlingslagern“ geleitet von Prof. Dr. Ulrike Krause und gefördert von der Deutschen Stiftung Friedensforschung.