von Dr. Joseph Croitoru (Historiker, Journalist und Buchautor)
Als sich 1987 die palästinensischen Anhänger der ägyptischen Muslimbruderschaft im Gazastreifen in „Islamische Widerstandsbewegung“ (arabisches Akronym: Hamas) umbenannten, verfolgten sie vor allem zwei Ziele: Den Staat Israel durch einen bewaffneten „Heiligen Krieg“ zu vernichten und die Führung des palästinensischen Volkes zu übernehmen. Nach fast zwei Jahrzehnten der Opposition zur säkularen Rivalin Fatah und zahlreichen Terroranschlägen gegen Israel, die ihren Friedenskurs torpedieren sollten, gewannen die Islamisten 2006 überraschend die palästinensischen Wahlen. Doch der Machtkampf mit der Fatah ging weiter. Die Hamas bestand auf die Fortsetzung des bewaffneten Kampfes gegen die israelische Besatzung und riss im Gazastreifen 2007 die Macht gewaltsam an sich. Sie installierte einen eigenen Herrschaftsapparat, baute ihre Miliz aus und griff Israel regelmäßig mit Raketen an. Zur weiteren Radikalisierung auf palästinensischer Seite trug auch der kontinuierliche Rechtsruck in Israel bei, der die israelische Gesellschaft spaltete. Mitten in dieser innerisraelischen Krise verübten die Hamas und die mit ihr verbündeten Milizen im Gazastreifen am 7. Oktober 2023 ihren großangelegten brutalen Terrorangriff auf das israelische Grenzgebiet. Israel schlägt mit aller Härte zurück und will die Hamas und die anderen Milizen vernichten. Im Gazastreifen ist es zu einer verheerenden humanitären Katastrophe gekommen.
Dr. Joseph Croitoru ist Historiker, Journalist und Buchautor, schreibt seit vielen Jahren für die deutschsprachige Presse und den Rundfunk u.a. über den Nahostkonflikt, jüdische und islamische Geschichte sowie religiösen Fundamentalismus. Er wurde 2021 mit dem Friedenspreis der Geschwister Korn und Gerstenmann-Stiftung ausgezeichnet.